Rückblick

Jedes Jahr finden rund 100 Veranstaltungen an der Woche der Religionen statt. Entsprechend sind die Programme Fundgruben auf der Suche nach Ideen für interreligiöse Veranstaltungen.

Eindrücke von der Woche der Religionen 2022

Mosaik der Religionen

13. November 2022

Schon 25 Jahre wirkt das Zürcher Forum der Religionen in der Stadt Zürich als wertvolles Netzwerk für das friedliche Zusammenleben von Menschen aus unterschiedlichen Religionen. An der Jubiläumsfeier zum Abschluss der Woche der Religionen würdigten die Mitglieder den Gründer der Institution, den reformierten Pfarrer Peter Wittwer. Alle verliehen der Hoffnung Ausdruck, dass sein Engagement weitergetragen werde und die interreligiöse Zusammenarbeit noch lange weitergehe. IRAS COTIS gratuliert dem Zürcher Forum der Religionen zum Jubiläum und freut sich auf die weitere Zusammenarbeit!

Foto: IRAS COTIS/Katja Joho

Humor im Judentum

13. November 2022

Welcher Humor ist lustig und welcher dagegen nicht? Zum Abschluss der Woche der Religionen in Basel lasen der Schauspieler Dan Wiener und die Schauspielerin Maria Thorgevsky Geschichten des jiddischsprachigen Schriftstellers und Satirikers Scholem Alejchem vor. Anschliessend unterhielten sie sich mit Erik Petry, dem Professor für Jüdische Studien an der Universität Basel, der schon länger zum Humor im Judentum forscht – unter anderem darüber, ob man über Juden lachen darf, wer Witze über Juden machen darf und was der Unterschied zwischen einem jüdischen Witz und einem «Judenwitz» ist. 

Foto: IRAS COTIS/Roshin Panikulam

Interreligiöse Zugfahrt durch den Kanton Graubünden

13. November 2022

Zum Abschluss der Woche der Religionen ist die Rhätische Bahn für einmal ganz interreligiös unterwegs: der Zug bringt Besucherinnen und Besucher an verschiedene Begegnungsorte im Kanton Graubünden. In Landquart darf die Gruppe Gebete und Gesang der eritreischen Kirche erleben, etwas über die symbolische Bedeutung der Trommel und die vielen Fastentage der orthodoxen Christen erfahren und mit den Gläubigen essen. Weiter geht die Reise zum Besuch der Synagoge in Davos und in die Bosnische Moschee in Chur.

Foto: IRAS COTIS/Katja Joho

Bibel und Koran: Heilige Schriften im Vergleich

12. November 2022

Vielfältig an Alter und Religion, gläubig, religiös distanziert oder auf der Suche: eine lebendige Gruppe hat sich getroffen zum interaktiven Austausch über Bibel und Koran. Unterschiedliche Entstehungsgeschichte der Schriften und ihre Rolle für die Gläubigen: Im Rahmen der Woche lud der Verein «Al-Rahman – mit Vernunft und Hingabe» nach Schlieren zur Diskussion ein über Unterschiede und Verbindendes, in den Versen aber auch bei den Propheten. Am Ende beim gemeinsamen Imbiss waren sich die Anwesenden einig: wir hätten noch lange miteinander diskutieren können.

Foto: IRAS COTIS/Katja Joho

Zu Gast im tibetisch-buddhistischen Tempel

11. November 2022

Der Altar ist noch im Bau, die Butterlampen stehen bereit, die Gemeinschaft wartet noch auf den Mönch: Im neuen buddhistischen Zurmang-Tempel herrscht geschäftiges Treiben. Im Rahmen der Woche der Religionen können sich Interessierte ein Bild von der kleinen tibetischen Gemeinschaft im Herzen von Luzern machen. Mit minimalem Budget und als Zwischennutzung einer Liegenschaft der katholischen Kirche entsteht eine kleine tibetische Insel: Glückssymbole, Bilder des Rimpoche und Kerzen werden in Zukunft die Gemeinschaft bei ihren Ritualen begleiten – und genau deshalb ist der Tempel so wichtig: damit für spontane Gebete bei einer Krankheit, Rituale bei einem Todesfall oder für den Besuch von spirituellen Lehrern nicht jedes Mal ein Raum gemietet und eingerichtet werden muss. Der Austausch war intensiv, das Publikum hätte noch viele Fragen, vor allem zur Religion. Mit diesen wird es sich noch bis zur Ankunft des Mönchs gedulden müssen, der im Moment intensiv deutsch lernt, um seine Funktion hier in Luzern antreten zu können. Dann, zur offiziellen Eröffnung, ist ein guter Moment, das Gespräch fortzusetzen.

Foto: IRAS COTIS/Katja Joho

Sind Religionen humorlos?

10. November 2022

Bekanntlich ist ja Humor eine todernste Sache. Hört er zwangsläufig da auf, wo die Religion beginnt? Gar nicht, das zeigte sich rasch in der Diskussion in Basel im Rahmen der Woche der Religionen. Religionen an sich sind eigentlich humorfrei, es sind die Individuen, die sich in ihrem Dunstkreis bewegen, die dem Humor mehr oder weniger zugetan sind. Heilsam können Selbstironie und Witz gerade in Fällen von Diskriminierung sein. Und weil Humor oft bis an Grenzen geht, ermöglicht er immer wieder neue Perspektiven.

Foto: IRAS COTIS/Katja Joho

Austauschtreffen Jugendarbeit

10. November 2022

Im Rahmen des Projekts «Glaube, Spiritualität, Religion und Jugendliche heute» lud okaj Zürich, der kantonale Dachverband der offenen, verbandlichen und kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit, zu einem Vernetzungstreffen für Fachpersonen ein. Im Fokus standen die Erfahrung in der religiösen Arbeit mit Heranwachsenden, mögliche gemeinsame interreligiöse Projekte und Projektideen sowie die Herausforderung zwischen Moderne und Tradition – ein Spannungsfeld, in dem sich die Jugendarbeit des Öfteren bewegt.

Foto: IRAS COTIS/Roshin Panikulam

Digitaler Themenabend zur postkolonialen Bibel

9. November 2022

In Kooperation mit der Paulus Akademie, dem Forum für Zeitfragen und der Johanneskirche Zürich führte das ZIID einen digitalen Themenabend zur postkolonialen Bibel durch. Der Titel der Veranstaltung geht auf das gleichnamige Buch von R. S. Sugirtharajah zurück. Der besagte Autor gehört zu den Pionier:innen der Bibelwissenschaften, die erstmals die postkoloniale Theorie als Instrument gebrauchten, um Bibelexegese zu betreiben. Die Referentin des Abends, Tania Oldenhage, knüpfte an der Arbeit von Sugirtharajah an, stellte postkoloniale Lesestrategien vor und sprach über die koloniale Prägung nordeuropäischer Bibelwissenschaften. Im Anschluss auf den Vortrag folgte kamen die Teilnehmenden mit der Referentin ins Gespräch.

Lebenswege und Lebensorte in Baden

7. November 2022

Lebenswege gibt es so viele wie Menschen. Was gibt die Religion ihnen mit auf den Weg? Von Station zu Station begegneten die Teilnehmer:innen prägenden Orten, Menschen, Traditionen und Geschichten rund um Lebenswege von Muslimen, Katholikinnen, Reformierten, Bahá’í und Juden.

Foto: IRAS COTIS/Katja Joho

Jubiläum 30 Jahre Interreligiöse Plattform Genf

6. November 2022

409 Religionsgemeinschaften sind in Genf ansässig! Entsprechend vielfältig ist die Interreligiöse Plattform unterwegs, und das schon seit 30 Jahren. Mit Meditation, virtuoser Sitar-Musik, intensiven Diskussionen und koscher-halal-vegetarischen Köstlichkeiten feierte der Verein im Rahmen der Woche der Religionen sein Jubiläum. IRAS COTIS gratuliert und freut sich auf die weitere Zusammenarbeit!

Fotos: IRAS COTIS/Katja Joho

Lesung von Usama Al Shahmani in Bülach

5. November 2022

«Im Meer der Sprache bin ich ein Sandkorn, das davon träumt, eine Perle zu sein», antwortete Usama Al Shahmani auf die Frage, was es bedeutet, eine Sprache zu «beherrschen». Al Shamani «beherrscht» eben nicht, sondern er tastet sich vor und nähert sich an und findet dabei eine Sprache, die gefühlsbetont und poetisch zugleich ist. Seine Erzählungen sind voller Tiefe und Spannung sowie mit einem feinen Sinn für Humor ausgestatten.

Am Samstagabend durfte die Reformierte Kirche Bülach anlässlich der Woche der Religionen den irakisch-stämmigen Schriftsteller und Übersetzer Usama Al Shahmani zu einer Lesung aus seinem neusten Buch «Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt» begrüssen. Der in Bagdad geborene Autor musste 2002 aufgrund eines Theaterstücks aus dem Irak fliehen und kam in die Schweiz. In seinem neusten Buch sind das Leben im Exil und die Erinnerungen an die Heimat zentrale Motive.

Foto: IRAS COTIS/Roshin Panikulam

Eröffnung der Aksa-Moschee in Schaffhausen

5. November 2022

Einige Vorurteile mussten demontiert werden, bevor der Bau der Aksa-Moschee in Schaffhausen starten konnte. Nach drei Jahren Bauzeit ist es endlich soweit: Die türkische Gemeinschaft eröffnet ihr Schmuckstück im Beisein politischer Vertreter:innen und aller ansässigen Religionsgemeinschaften, die das Projekt immer aktiv unterstützten und der Moscheegemeinschaft am Festtag die Türe zur Moschee schenkten. Türen können sich schliessen, um etwas zu beschützen, sich aber auch zum Dialog öffnen. Und so gilt ab heute: «Die Türe ist offen, treten Sie ein.»

Foto: IRAS COTIS/Katja Joho

Diskussion zur Konversion in Lausanne

5. November 2022

Warum die Religion wechseln? Ein delikates Thema. Glauben hat viel mit der eigenen Geschichte zu tun, mit den Wurzeln und der Suche nach einer ganz individuellen Beziehung zum Göttlichen. Personen in diesem Prozess zu begleiten, ist aufwändig und genaues Hinhören wichtig, darin sind sich die Vertreter der anwesenden Religionsgemeinschaften in der Al-Hikma.Moschee Lausanne einig.

Foto: IRAS COTIS/Katja Joho

Ausstellung ReliMedia in Zürich

5. November 2022

Rituelle Gegenstände, Bücher, Filme, Arbeitshilfen: Während der Woche der Religionen lädt das ökumenische Medienzentrum Relimedia zu einer Ausstellung zu den fünf Weltreligionen ein. Auf Tischen stehen unterschiedlichen Medien und Kultgegenstände nach Religionen geordnet bereit, so beispielsweise zum Judentum ein Sederteller, eine Menora oder eine kleine Torarolle. Die vielen verschiedenen Medien der Ausstellung sind noch bis zum 11. November zu entdecken. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, dem Medienzentrum in Zürich einen Besuch abzustatten.

Foto: IRAS COTIS/Roshin Panikulam

Eindrücke von der Woche der Religionen 2021

Jüdisch-muslimisches Austauschtreffen in Genf

14. November 2021
Die Grosse Moschee in Genf und die Grosse Synagoge Beth Yaacov haben anlässlich der Woche der Religionen zu einem muslimisch-jüdischen Treffen eingeladen. Historische Referate arbeiteten Brüche und Verbindungen in der langen gemeinsamen Geschichte heraus und das halal-koschere Buffet ermöglichte ungezwungenes Zusammensitzen und Kennenlernen. Einander gegenseitig in den Gotteshäusern zu begrüssen, war ein lange gehegter Wunsch, der endlich in Erfüllung ging. Ein schöner Abschluss für die diesjährige Woche der Religionen.

Ein interreligiöser Spaziergang. Mit dem Audioguide «Sound of Religion»

Basel, 13. November 2021
Beim ersten interreligiösen Spaziergang durch Grossbasel wurde an vier Stationen Halt gemacht. Der erste Besuch galt der Synagoge der Israelitischen Gemeinde Basel (IGB), der zweite der Gemeinde der Herrnhuter. Zu guter Letzt wurden die Gemeinschaften der Unitarian Universalists (UUs) und der Bahá’í in den Blick genommen. An jeder «Haltestelle» traf die Gruppe auf ein bis zwei Vertreter:innen der jeweiligen religiösen Gemeinschaft und trat in ein Gespräch mit diesen. So konnten vor Ort Fragen gestellt und geklärt werden. Einzig das Wetter spielte leider nicht ganz mit.

Religion im Alltag

Derendingen, 13. November 2021
Wie äussert sich Religiosität ausserhalb der Gotteshäuser? Wie prägt sie den Alltag? Vertreter:innen der in Solothurn ansässigen Religionsgemeinschaften standen im Alevitischen Kulturzentrum in Derendingen bereit, um im persönlichen Austausch über ihre gelebte Religiosität zu sprechen. Bei Tee und Kuchen erfuhren die Anwesenden mehr über die Religionen und über die Menschen und wie sie ihre Traditionen leben.

Brücken gestern und heute

Freiburg, 13. November 2021
Im Rahmen der Freiburger Woche der Religionen war das Angebot von Dialogue en Route zum ersten Mal für die Öffentlichkeit zugänglich. 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren anwesend, um den Parcours zu entdecken. Stimmen dazu:
«Es war ein grosses Vergnügen auch für eine Person, die Agnostiker ist.»
«Sehr schöne Führung, mir hat die Verbindung zwischen architektonischen und sozialen Brücken sehr gut gefallen, sehr poetisch!»

Ökologie aus katholischer und muslimischer Perspektive

Lausanne, 12. November 2021
Die Religionen spielen eine Rolle beim bewussteren Umgang mit den natürlichen Ressourcen, darin sind sich Alain Viret, Erwachsenenbildner der Katholischen Kirche Waadt und Pascal Gemperli, Mitglied der Grünen und Generalsekretär der Union der Muslimischen Organisationen Waadt einig. Der Islam nimmt den Menschen in die Pflicht, die Einheit und das Gleichgewicht von Mensch und Natur zu schützen. Im Christentum waltet der Mensch als Gärtner von Eden und sechs Jahre nach der Enzyklika «Laudato sì» von Papst Franziskus nimmt das Bewusstsein zu, dass alles miteinander verbunden und zerbrechlich ist. Eine rücksichtsvollere Wirtschaft und Ressourcengerechtigkeit sind gefragt – aber vom Bewusstsein bis zu Verhaltensänderung ist ein weiter Weg. Und wenn Junge darüber nachdenken, wegen der Klimabilanz keine Kinder mehr in die Welt zu setzen? Ein schwieriger Entscheid, den alle für sich selber treffen müssen – für die beiden Podiumsteilnehmer an der Woche der Religionen in Lausanne ist eine solche Resignation aber nicht die richtige Lösung.

Wiedergeburt: Interreligiöser Diskussionsabend

Zürich, 11. November 2021
Was geschieht mit uns nach dem Tod? Werden wir in einem anderen Körper wiedergeboren oder wartet auf uns ein Jenseits? Gibt es eine göttliche Gerechtigkeit, allenfalls nicht in dieser, aber in der jenseitigen Welt? Grundsätzlich kennen weder Christentum noch Islam eine Wiedergeburt, sondern eine Auferstehung nach dem Tod am jüngsten Tag, an dem der Mensch Rechenschaft ablegt über seine Taten. Trotz dieser klaren Lehrmeinung gibt es durchaus Strömungen, die eine Reinkarnation nicht ausschliessen. Wenn sich Menschen beispielsweise an ferne Erfahrungen erinnern, ist das ein Beweis für die Wiedergeburt? Respektive mit welcher Begründung können wir sie ausschliessen? Wie kommt es, dass sich im Westen der Glaube an Wiedergeburt verbreitet? Interessante Fragestellungen, diskutiert mit dem Theologen Norbert Bischofberger, Imam Fahredin Bunjaku, der Biologin Selina Knöpfli und Pfarrer Jiri Dvoracek anlässlich der Woche der Religionen.

Liebe als Gratwanderung zum Göttlichen: Sexualität in den Religionen

Stansstad, 10. November 2021
Gegen Liebe hat keiner was, bei der Sexualität hingegen wird es aus Sicht der Religionen schwierig. Ein Fakt, der für einen vollen Saal in Stansstad anlässlich der Woche der Religionen sorgte. Sexualität in den Religionen – eine lange Geschichte von Sinnlichkeit und Liebe – aber auch von Macht, Moral und den Bemühungen, diese Kraft zu beherrschen und zu reglementieren. Sprengkraft hat sie auch, weil sie eng verbunden ist mit der Fortpflanzung, mit Kindern und der Familie, der Kernzelle der Gemeinschaft. Wie gehen Religionen um mit der Ekstase abseits dieses Zwecks, mit Sex vor der Ehe, Homosexualität und Selbstbefriedigung? Der Dialog ohne Dogmen und Tabus von Simon Erlanger, Izeta Saric, Thomas Wallimann-Sasaki, Vanja Palmers und Raphael Rauch begab sich auf Spurensuche durch Religionen, Traditionen und persönliche Erfahrungen.

Suche nach Kraftquellen in meinem Glauben

Baden, 9. November 2021
Wo schöpfen wir in unserem Glauben Kraft? Da ist der Klang des Korans, Worte, die direkt von Gott offenbart wurden und Muslim:innen in fröhlichen und traurigen Momenten begleitet. Da ist das Gebet, rhythmisiert von den Perlen der Gebetsschnur, das christlich-orthodoxen Gläubigen Ruhe und Vertrauen schenkt. Oder der zeremonielle Kreistanz, der Alevit:innen auf ihr gemeinsames Gebet vorbereitet. Die sieben Workshops geben Raum für einen persönlichen Austausch und für das Entdecken von Unterschieden – und Gemeinsamkeiten.

Zur Erinnerung an die Reichspogromnacht: «Woman in Gold»

Zürich, 9. November 2021
In Gedenken an die Reichspogromnacht von 1938 zeigt Seret in Kooperation mit der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich und der Jüdischen Liberalen Gemeinde den Film «Women in Gold». Im Film legt sich die jüdische Amerikanerin Maria Altmann, gespielt von Helen Mirren, mit der österreichischen Regierung an, um das Gemälde ihrer Tante Adele Bloch-Bauer wieder in Familienbesitz zu bringen. Das Bildnis der Adele, auch «Goldene Adele» oder auf Englisch «Women in Gold» genannt, ist eines der berühmtesten Ölgemälde von Gustav Klimt. Es wurde zu Zeiten des Nationalsozialismus in Beschlag genommen und später von der Österreichischen Galerie im Belvedere gekauft und ausgestellt. Der Film und die anschliessende Diskussion vergegenwärtigen, wie brandaktuell Fragen zu Raubkunst, zur Versöhnung und Erinnerungskultur wirklich sind – vor allem mit Blick auf die derzeitigen Debatten zur Bührle-Sammlung im Kunstmuseum Zürich.

Kostbarkeiten aus Wort und Stein

Bülach, 8. November 2021
Menschen drängen sich auf ein Boot, viel zu viele für das fragile Gefährt. Die Plastiken der Bildhauerin Eva Ehrismann sind geprägt von ihren Erfahrungen mit Geflüchteten, schon als Kind. Bis heute arbeitet sie immer zusammen mit Menschen aus anderen Kulturen. Da passt es gut, dass ihre Steingussplastiken in einen Dialog treten mit den Kalligraphien von Mohamed Abdel Aziz, die – mal traditionell, mal modern – Früchte einer langen Auseinandersetzung mit Text und Form sind. Abgerundet von orientalischen Klängen hat ein grosses Publikum die Ausstellung des Interreligiösen Arbeitskreises Bülach im Rahmen der Woche der Religionen eröffnet. Noch bis Ende Woche lädt sie ein zu Besuch und Reflexion.

Tag der Offenen Moschee Aargau

Aargau, 6. November 2021
Nachdem im 2020 der Tag der offenen Moschee pandemiebedingt abgesagt werden musste, konnte er dieses Jahr wieder durchgeführt werden.
Rund 150 Bürgerinnen und Bürger aus dem Aargau machten von dem Angebot Gebrauch und besuchten eine der sieben Moscheen, die am 6. November 2021 ihre Türen geöffnet hatten. Auf besonderes Interesse stiess wie schon im 2019 die Moschee in Reinach. Dieses Mal wurden die Interessierten aber nicht in den alten Räumlichkeiten der albanischen Gemeinschaft in Reinach, sondern in der neu errichteten Moschee «Tulipan», die im Mai 2021 in Betrieb genommen wurde, empfangen. Deren spezielle Architektur, welche eine moderne Bauweise gekonnt mit klassischen muslimischen Architekturelementen vereint, beeindruckte wohl jeden und jede der zahlreichen Besucher. Weitere Informationen zu diesem Thema können hier abgerufen werden.
Der VAM möchte sich bei allen Besucherinnen und Besuchern, die sich die Zeit genommen haben eine Moschee zu besuchen, ganz herzlich bedanken. Dieser Dank gebührt natürlich auch den jeweiligen Moscheen und den ehrenamtlich tätigen Musliminnen und Muslimen, die viel Zeit investiert haben, um den Gästen Auskunft über die Moschee und die Religion zu geben.
Quelle: VAM, www.aargauermuslime.ch, Foto Hamit Duran

Was macht eigentlich ein Imam?

Volketswil, 6. November 2021
«Was macht eigentlich ein Imam?», fragt die erste Zürcher Veranstaltung im Rahmen der Woche der Religionen 2021. Imam Kaser Alasaad erzählt im Iman-Zentrum in Volketswil von seiner Arbeit. Kurze Videoeinspielungen geben ein lebendiges Bild seiner vielfältigen Aufgaben: als Lehrer für Koran, Islam und Arabisch und als Leiter von Gebeten und Ritualen, bei der Jugendarbeit und beim Kochen im Ferienlager für Familien, beim Fastenbrechen und auf der Pilgerfahrt mit Mitgliedern seiner Gemeinschaft. Er ist Seelsorger und Prediger und leistet Informationsarbeit, jeweils auf Deutsch und Arabisch, in der Moschee oder coronabedingt über Zoom. Und er ist im Austausch mit Vertreter:innen anderer Religionsgemeinschaften. Der Imam ist immer da für Fragen: von Muslimen und Nichtmuslimen. Auch die Anwesenden an diesem Abend haben Fragen: Warum beten die Frauen oben? Wie wird man Imam und gibt es eine Weihe wie im Christentum? Wie bringt er diese aufwändige Arbeit unter einen Hut mit der Familie? Und wer bezahlt seinen Lohn? Kaser Alasaad gibt detailliert Auskunft – und darin sieht er eine wichtige Aufgabe als Imam: Durch seine Aufklärungs- und Informationsarbeit Vorurteile auf allen Seiten abzubauen und zu einem besseren gegenseitigen Verständnis beizutragen.

Eindrücke von der Woche der Religionen 2020

Dank der Medienpartnerschaft mit «Aufbruch» sind hier einige Artikel zur Woche der Religionen vom «Aufbruch» zugänglich.

Eine musikalische Reise durch die jüdische Liturgie
Bei dieser Veranstaltung wurde das Publikum eingeladen, in Melodien aus verschiedenen Zeiten und  Länder einzutauchen. Die Musik der Jüdischen Liberalen Gemeinde Zürich – Or Chadasch verbindet Melodien von Louis Lewandowski mit alten Texten aus der Tora und neue amerikanische Stile in hebräischer Sprache. Auch Musik und Melodien alter sephardischer Einwanderer in Nordeuropa wurden gespielt. Die Musik in der jüdischen Liturgie ist geprägt durch die jüdische Diaspora – da verteilt auf der ganzen Welt, fanden musikalische Stilelemente aus allen Heimaten in die eigene Musik Eingang.

Von der Heimat: Zufall, Erinnerung und Erfindung
Saša Stanišić verabschiedet sich in seinem Buch «Herkunft» von seiner Grossmutter und gleichzeitig setzt er sich mit seinen Heimaten und Wurzeln auseinander. Mit verschiedenen kleinen Ausschnitten aus seinem Buch entführte die Schauspielerin Valérie Cuénod das Publikum in seine ausschweifenden Geschichten zu Migration und Integration. Im Anschluss erzählten eine türkische Muslima, ein junger afghanischer Flüchtling und eine aus dem Balkan geflüchtete Frau ihre Geschichten über Migration und Integration. Umrahmt von musikalischen Klängen aus dem Balkan, wurden Erinnerungen und Emotionen aus der Heimat wieder wach.

Auswirkungen von Covid-19 auf das gemeinschaftliche Leben in den Bieler Religionsgemeinschafen
Die Veranstaltung der Woche der Religionen in Biel beschäftigte sich mit den Veränderungen und Einflüssen des Coronavirus auf die Religionsgemeinschaften. Passend dazu hat sie online stattgefunden. Nebst den vielen negativen Auswirkungen wie dem Fehlen von Nähe, Gemeinschaft und Berührung fanden die  Referent*innen jedoch auch Positives an der Situation. Plötzlich ist es möglich, die Gemeinschaften für die Welt zu öffnen – Gleichgesinnte über die ganze Welt verstreut zu treffen und das auf dem eigenen Sofa. Einige sind innovativ und bieten Online-Kaffee und Online-Bier an und versuchen so die Gemeinschaft aufrecht zu erhalten und Trost zu spenden. Trotzdem bleibt die Angst, Menschen zu verlieren und nicht mehr helfen zu können, wo es am meisten gebraucht würde – bei den Alten, Randständigen und Drogenabhängigen.

Ausstellung zu den Weltreligionen in Bülach
Das von Hans Küng initiierte Projekt Weltethos ist darum bemüht die Gemeinsamkeiten zwischen den Religionsgemeinschaften ausfindig zu machen, insbesondere die gemeinsamen lebensdienlichen moralischen Grundsätze. Das gelingende Leben in der Form eines gerechten und respektvollen Miteinanders zwischen den Menschen ist ein erstrebenswertes Ziel interreligiöser Verständigung. Eine Ausstellung in der Reformierten Kirche Bülach widmet sich im Zuge der Woche der Religionen dieser Thematik und wirft Schlaglichter auf das Projekt Weltethos. Die Idee dazu kam dem Interreligiösen Arbeitskreis Bülach, der momentan aus muslimischen und christlichen Gesprächspartnern*innen zusammengesetzt ist. (Quelle Aufbruch, hier zum ganzen Artikel)

Spiritualität als Brücke vom Ich zum Wir
Für die drei Vortragenden basiert die Trennung zwischen «Ich» und «Wir» auf einer Illusion, entstanden durch die Trennung der einzelnen Seele – vergleichbar der Flamme einer Kerze – vom nährenden Licht Gottes. Durch Raja Joga, eine Meditationstechnik, kann diese Trennung aufgehoben und erfahren werden, dass wir im Innersten alle eins sind – gleichwertig und gleichberechtigt. «Wenn wir auf die spiriutelle Ebene gehen, dann sind wir automatisch miteinander verbunden, weil wir dann zu einer Familie gehören, der Familie von Gott. (Quelle Aufbruch, hier zum ganzen Artikel)

40 Jahre ISKCON-Tempel Zürich
Seit den 1960-er Jahren sind in den Innenstädten der westlichen Hemisphäre buntgekleidete Menschen unterwegs. Mit ausdrucksstarken Tanzeinlagen und fernöstlichen Klängen ziehen sie die Umherstehenden zumindest für einen kurzen Augenblick in ihren Bann. Seit 40 Jahren ist die Hare-Krishna-Gemeinschaft auch am gutsituierten Zürichberg beheimatet. Dies gibt Anlass, im Zuge eines Podiums, diese aus dem indischen Subkontinent mit seinen vielstimmigen Ausdrucksformen religiösen Lebens entstammenden Gemeinschaft, genauer unter die Lupe zu nehmen. Dabei diskutierte ein Vertreter aus der Religionswissenschaft und der Beauftragte der Informationsstelle für Kirchen, Sekten und Religionen Georg Schmid mit Insidern und Sympathisanten der Bewegung. (Quelle Aufbruch, hier zum ganzen Artikel)

Wenn Menschen ihre Religion wechseln
David Vogel begibt sich auf eine Spurensuche und taucht dabei selbst in seine Religion ein, die er Jahrzehnte ausgeblendet hat. Er entdeckt seine jüdischen Wurzeln wieder, holt einen verstaubten Karton mit Videokassetten und eine Gebetsschal aus dem Keller. Nach 30 Jahren, wie Vogel im Film sagt, legt er sich die Gebetsriemen wieder an. ‘Ich wurde auch dafür kritisiert, dass ich eine Rolle im Film übernehme’, sagt David Vogel bei einer Veranstaltung im Zuge der Woche der Religion. Erst im Schnitt des Filmes, also gegen Ende des Filmprojektes, bemerkte Vogel, dass seine jüdische Identität und auch seine Sicht auf Muslime wichtig sei, um die Bilder im Film einordnen zu können. (Quelle Aufbruch, hier zum ganzen Artikel)

Eindrücke aus der ganzen Schweiz: Woche der Religionen 2019

An einer Taschenlampenführung durch die Masoala-Halle des Zoos Zürich näherten sich die Teilnehmer*innen des Mosaiks der Religionen dem Thema der Nachhaltigkeit auf einer biologischen Ebene, bevor sie sich bei einer Podiumsdiskussion diesen Fragen aus Sicht von verschiedenen Religionen zuwandten. Darüber, dass der Natur oder auch der «Schöpfung» Sorge zu tragen ist, sind sich alle einig. Dazu sagen sie nur noch «Amen» oder «Ohm».

Alevitische Gebetstänze, ein gesungener jüdischer Psalm, ein Film über das «Vater unser», ein schiitischer Vortrag und ein Junge, der das muslimische Gebet vorzeigte: Die Moschee in Zuchwil (SO) war Gastgeberin eines vielseitigen Austauschs zum Thema Gebet. Die Idee: Wenn wir uns in Offenheit kennenlernen, wachsen Beziehungen. Auch über die Woche der Religionen hinaus.

Radikalisierung ist ein stark diskutiertes Thema. Mit vielen Vorurteilen belastet, ist es schwierig die Diskussion zu öffnen und nicht nur wieder zu schubladisieren. Esen Işık versucht in ihrem neuen Film Al-shafaq aufzuzeigen, dass es nicht nur Religion ist, die zu einer Radikalisierung führt, sondern noch sehr viele andere Faktoren. In der Diskussion im Kino Riffraff in Zürich wurde der sehr aufwühlende Film kontextualisiert und hervorgehoben, wie wichtig es ist, dass dieses Thema neu diskutiert wird, ohne Schubladisierungen und ohne Vorurteile.

Interreligiöser Dialog: Was theoretisch tönt, passiert immer zwischen Menschen – mit ihren vielfältigen Zugehörigkeiten und Lebenserfahrungen. An einem grossen Tisch im offenen Gespräch diskutierten Jüd*innen und Muslim*innen im Rahmen der Woche der Religionen ihre Freundschaften – immer im Bewusstsein der Gemeinsamkeiten, aber auch der Unterschiede. Woche der Religionen: Gegenseitiges Kennenlernen schafft Respekt, Vertrauen und manchmal sogar Freundschaft.

FC Religionen gegen FC Bosna: Trotz Regen und Kälte waren Freundschaft und die gemeinsame Liebe zum Fussball zu spüren. Die einladende und offene Atmosphäre trugen zu einem gelungenen Abend bei.

Blauer Turban, eine Kette mit Anhänger, Hijab beim Joggen: Wie beeinflusst die Religion meinen Kleidungsstil und wie gehe ich mit den Reaktionen der anderen um? Wie weit bin ich bereit, auf gewisse Grundsätze zu verzichten, beispielsweise dem Praktikumsplatz zuliebe? Die Voten aus dem Publikum zeigen: Religiöse Bilder auf T-Shirts lösen ebenso Gefühle aus wie prunkvolle Kleidung als Ausdruck von Hierarchien. Diskutieren Sie mit uns aktuelle Themen an der Woche der Religionen!

Welche Erfahrungen und Fragestellungen verbinden die Menschen unterschiedlicher Religionen? Im Zusammenhang mit dem neuen Gesetz über die Laizität ermöglicht der Kanton Genf eine Reise durch Glaubenswelten und Religionspraktiken. Die Ausstellung porträtiert Religionen anhand von Themen wie Gottheiten, Übergangsriten oder Jenseitsvorstellungen. Ein Besuch lohnt sich – bei der Ausstellung wie auch bei der Woche der Religionen!

Hände geben Halt, sind Berührungsfläche zwischen Menschen, falten sich zum Gebet, wehren Ungewolltes ab, können kommunizieren, wenn die Sprache versagt … Der Austausch in Fribourg im Rahmen der Woche der Religionen gab Denkanstösse – wie viele spannende Veranstaltungen in dieser Woche!

«Erde bist du und zur Erde kehrst du zurück»: Lesung von Ulrich Knellwolf im Beinhaus Stans mit feinen, humorvollen, unerwarteten und makabren Geschichten, Gedichten und Gedanken zum Tod – und darüber hinaus. Doch das ist nicht das Ende: In Nidwalden und der ganzen Schweiz geht es noch die ganze Woche weiter mit einem spannenden Programm.

Von Gesang bis Meditation: Der Atem liegt unserem Leben zugrunde. Vertreter*innen aus neun Religionen und Konfessionen, sangen, machten Atemübungen und teilten ihre Gedanken an der Friedensfeier in Luzern im Rahmen der Woche der Religionen. Die Empfehlung für kommende Herausforderungen: zuerst tief durchatmen …

Zu Besuch bei den hinduistischen Diwali-Feierlichkeiten in der Ökumenischen Kirche Halden, St. Gallen. Ein stimmungsvolles Lichterfest mit Gästen aus verschiedenen Religionen. 100 weitere Anlässe laden diese Woche noch ein.

Unterwegs in der ganzen Schweiz: Woche der Religionen 2018

Kann der Koran überhaupt übersetzt werden?
Zürich, 3. November 2018
Im Forum des Orients eröffnete Imed Ben Aleya mit einem Vortrag zu «Koranübersetzungen» die Woche der Religionen in Zürich. Grosse Diskussionen darum, wie der Koran zu interpretieren ist und ob man ihn abgekoppelt von der arabischen Sprache überhaupt noch in seiner Gänze verstehen kann, beschäftigen die muslimische Welt seit geraumer Zeit. Wer der Problematik der Übersetzung des Korans auf den Grund gehen möchte, muss sich mit den weit zurückliegenden Ursprüngen des Korans, den Wirrungen rund um seine Niederschrift wie auch der Komplexität der arabischen Sprache auseinandersetzen. Sind Koranübersetzungen noch als Koran zu bezeichnen und kann man den Koran überhaupt übersetzen ohne seine spirituelle und inhaltliche Botschaft zu verfälschen? Mit diesen und vielen weiteren Fragen näherte sich der Referent diesem komplexen Thema an.

Mit dem Herzen lernen
Romainmôtier, 3. November 2018
Verwurzelt im Glauben und gleichzeitig offen und respektvoll gegenüber Menschen aus anderen Religionen: Wenn Allaaoui Aabdellaoui über Gebete und den Weg des Sufismus spricht, hört der volle Saal gebannt zu. Fasten, die innere Reise zu sich und die Verbindung mit dem Universellen – das sei harte Arbeit und verlange mehr, als nur ein Buch zu lesen. Nur über das Herz könne die Quintessenz wahrgenommen werden, die allem zugrunde liegt. «Worin besteht denn der Unterschied zum Weg, den Jesus Christus gegangen ist?» meldet sich eine erstaunte Zuschauerin zu Wort. «Es scheint mir quasi das gleiche zu sein.» «Irritiert Sie das?» fragt der Sufi mit einem Augenzwinkern.
Über Gemeinsamkeiten staunen und interessiert die Unterschiede diskutieren: Die Woche der Religionen ermöglicht unerwartete Begegnungen.

Das Quartierleben gestalten
Nidau, 4. November 2018
Gute Nachbarschaft, was heisst das in einer multikulturellen Gemeinde wie Nidau bei Biel? Engagierte Männer und Frauen haben sich einen Nachmittag Zeit genommen für den Austausch und ein gemeinsames Essen. Wie leben sie ihre Religion? Wie prägen ihre Werte das nachbarschaftliche Engagement? Beim Austausch stand nicht die Religion im Zentrum, sondern die Menschen im Quartier, die auf ganz individuelle Weise Motivation aus ihren unterschiedlichen religiösen Überzeugungen schöpfen. Zusammenleben in religiöser Vielfalt: Die Woche der Religionen fördert den Austausch, schafft Respekt und gibt ein neues Verständnis der eigenen Religion.

Festgeschrieben auf dem Stadtplan
Luzern, 5. November 2018
Wer denkt, der religiöse Stadtplan von Luzern bestehe aus lauter schmucken Kirchen, der irrt. Die Topografie der Glaubensgemeinschaften ist vielseitiger und ständig im Fluss. Die Moschee im Parkhaus, die Synagoge im Bürogebäude, der Tempel im ehemaligen Restaurant: Kulträume auf Zeit, morgen sind sie vielleicht woanders. Oft bleibt ihre Schönheit ebenso verborgen wie ihr reiches religiös-kulturelles Innenleben. Der Spaziergang unter der Leitung des religionswissenschaftlichen Seminars der
Universität Luzern zeichnete davon ein eindrückliches Bild.
Zusammenleben in religiöser Vielfalt: Die Woche der
Religionen gibt einen Einblick in die Religionslandschaft
Schweiz.

Bühne frei für Flüchtlinge
Bülach, 6. November 2018
Bühne frei für das pulsierende Leben: «Klick, ein Augenblick» ist ein Stück des Theaterensembles Malaika. Geflüchtete und Einheimische setzen sich in Bülach an der Woche der Religionen gemeinsam in Szene. Witzig und tiefgründig zugleich erleben sie kleine Freuden, offenbaren aber auch das Grauen, das sie mit sich tragen. Mit wenigen Worten zeigen die Szenen viel über Alltag, Korruption und Verfolgung aber auch Familie Freundschaft und Liebe. Das Theater behält seine Ausstrahlung über den letzten Applaus hinaus: Bei Kaffee und Kuchen vermischen sich Publikum und Akteure – eine Chance, zu diskutieren und einander kennenzulernen. Zusammenleben in religiöser Vielfalt: Die Woche der Religionen ermöglicht unerwartete Begegnungen.

Musik und Tanz als Brücken zu Gott
Buochs, 7. November 2018
Wer singt, betet doppelt, soll schon der Kirchenvater Augustinus bemerkt haben. Sei es der Nidwaldner Betruf, ein tamilischer Tempeltanz, Rezitation von hinduistischen Texten, ein gesungenes jüdisches Abendgebet, ein gregorianisches Halleluja oder ein muslimisches Schlaflied: Vielfältige musikalische Perlen erklingen während der Woche der Religionen in der reformierten Kirche in Buochs – alle entstanden zum Lob Gottes. Als der letzte Ton seiner Laute verklungen ist, meint einer der Sänger: «Musik ist für mich Religion». Das gemeinsame Lied am Schluss ist der Beweis für das Verbindende, das der Musik über die Kulturen hinweg innewohnt. Die Woche der Religionen ermöglicht es, unter anderem in Musik und Tanz Gemeinsamkeiten zu entdecken.

Brot in den Religionen
Hermetschwil, 8. November 2018
Die Benediktinerinnen-Abtei Hermetschwil platzt fast aus den Nähten. Die Schwestern, die sich für ein zurückgezogenes Leben entschieden haben, zeigen anlässlich der Woche der Religionen ihr Kloster und die Hostienbäckerei. Die Gäste erhaschen einen Blick hinter die Kulissen und in das stark reglementierte und ganz Gott gewidmete Leben. Die Äbtissin, eine jüdische Vertreterin und ein Imam beschreiben die Rolle von Brot in den Religionen. Während im Islam dem Brot eher folkloristische Bedeutung zukommt, sind im Judentum das ungesäuerte Brot und die zwei Sabbatbrote wichtig und können im Kloster probiert werden – ebenso wie die Anschnitte, die nach dem Ausstanzen der Hostien übrigbleiben. Woche der Religionen: Immer wieder Neues über seine eigene und andere Religionen erfahren.

Wie neutral ist der Staat?
Basel, 8. November 2018
«Wie neutral ist der Staat?» steht als Frage im Zentrum des Podiumgesprächs im Rahmen der Woche der Religionen in Basel. Obwohl das Thema sie direkt angeht, diskutieren die Anwesenden konstruktiv, so über das Kopftuch für Frauen in staatlichen Funktionen wie Richterin oder Lehrerin und die Anerkennung von Religionsgemeinschaften, über religiöse Symbole und die Anrufung Gottes in der Präambel der Bundesverfassung. Dass Diskussionen über diese Themen entstehen, ist natürlicher Ausdruck einer von Migration geprägten Gesellschaft, die auch historisch entstandene Rahmenbedingungen immer wieder neu diskutieren und interpretieren muss.
Woche der Religionen: Engagiert für ein konstruktives und respektvolles Zusammenleben.

Ist Rap haram?
Basel, 9.11.2018
Rap provoziert. Ob mit derben Worten oder unlauteren Themen. Nicht umsonst sagt der Rapper Black Tiger, der viel mit Kindern arbeitet: «Wenn ich höre, wie sie fluchen, weiss ich, welche Rapper sie sich anhören.» Ob diese Art Dinge anzusprechen mit den Werten von Religionen ver-einbar ist und ob alle Gangsterrapper auch wirklich Gangster sind, wurde zusammen mit David Atwood und den Rappern Black Tiger und Makale aus Basel diskutiert. Viel wichtiger als zu provozieren ist nämlich diesen Rappern, dass sie mit ihren Liedern Geschichten erzählen. Sie wollen nicht einfach beleidigen, sondern auch zum Nachdenken anregen. Religion stehe dabei im Hintergrund, meint die interreligiös zusammengesetzte Rapgruppe Makale. Diese Haltung stellten sie im Anschluss an die Diskussion mit einem Konzert unter Beweis.

Im Rhythmus der Trommeln
Zürich, 9. November 2018
«Kehre zurück ins Land deiner Seele»: Dieses gesungene Mantra begleitete die Sing- und Trommelnacht. In der Zürcher Predigerkirche ist Raum für Trommeln, Singen und Stille. Die Klänge sind bald melodiös, bald pulsierend, gemeinsam beschwören die Anwesenden den Frieden. Wer gut ausgerüstet war für die kalte Nacht, konnte in der Kirche auch träumen und sich ab dem frühen Morgen rhythmisch in den Tag hineintrommeln.
Woche der Religionen: Gemeinsam engagiert für ein friedliches Zusammenleben.

Interreligiöser Spaziergang im Niederamt
Däniken, 11. November 2018
Eine schöne und eindrückliche Woche der Religionen ging auch im Solothurnischen Niederamt zu Ende. Bei einem interreligiösen Spaziergang wurden vier im Niederamt ansässige Religionsgemeinschaften besucht und auf den verschiedenen Etappen auch noch von weiteren erzählt. Jede Religionsgruppe versuchte die wichtigste Gestalt in ihrerer Religion darzustellen. Ob dies Jesus, Gott selbst, ein Buch, der Mensch an sich oder Siddharta Gautama war, die Referenten luden ein, mit ihnen in eine andere Welt abzutauchen. Mit viel Gastfreundschaft wurden wir empfangen und bewirtet. Woche der Religionen: Gemeinsam engagiert für ein friedliches Zusammenleben.

Das Göttliche im Menschen
Schwyz, 11. November 2018
Heilige im Katholizismus – ihnen ist eine Ausstellung im Landesmuseum in Schwyz gewidmet. Wie steht es mit den anderen Religionen, kennen sie etwas ähnliches wie diese Mittler und Vorbilder? Das Gespräch mit Vertreter/innen aus Buddhismus, Hinduismus, Islam und Judentum zeigt: Auch wenn der Begriff «heilig» nicht einzelnen Personen zugesprochen wird, so verbindet die Religionen doch die Idee, dass jeder Mensch einen Funken des Göttlichen in sich trägt und dass er dazu aufgerufen ist, seinen Weg verantwortungsvoll zu gehen. Woche der Religionen: Unterschiede und Verbindendes diskutieren und dabei mehr über die anderen und sich selber erfahren.